„Über die Reaktionen habe ich mich einfach nur gefreut.“

In vier Interviews stellen wir die Gewinnerinnen und Gewinner des narrativa-Schreibwettbewerbs vor. Martina Lenz ist eine von ihnen. Sie hat schon immer gern vor Publikum gelesen.      

Martina Lenz, wie kam es dazu, dass Sie am narrativa-Schreibwettbewerb teilgenommen haben?   
Als Autorin möchte ich natürlich in direkten Kontakt mit Lesern kommen. Den Wettbewerb sah ich als Möglichkeit, vor Publikum zu lesen. Bei der narrativa vor zwei Jahren habe ich einen Text eingereicht und bin damit auf die Longlist gekommen. Ich habe es einfach nochmal versucht, und diesmal hat es geklappt.

In diesem Jahr war alles etwas anders, die narrativa spielte sich ausschließlich online ab.  Wie war das für Sie, vor dem Computer zu lesen, für ein unsichtbares Publikum?
Ich bin Diplom-Journalistin und habe sehr lange beim Fernsehen gearbeitet, auch als Moderatorin. Die Situation, in eine Kamera zu sprechen und zu versuchen, die Leute da draußen zu erreichen, ist mir aus meinem früheren Beruf vertraut. Natürlich war ich auch aufgeregt, aber angenehm aufgeregt. Und als ich später die Reaktionen im Chat und auf meinem Instagram-Kanal gesehen habe, habe ich mich einfach nur gefreut.    

Worum geht es in Ihrem Text?
Das ist ein Auszug aus meinem Roman, an dem ich gerade schreibe. Der Roman zeigt, wie ein Mann seinen Platz im Leben findet, indem er sich der Konfrontation mit dem übermächtigen Vater stellt und dabei über sich hinauswächst.

Seit wann schreiben Sie?
Schon immer. Als Jugendliche habe ich sehr viele Geschichten und Gedichte geschrieben und war beglückt, wenn ich in der Klasse etwas vorlesen durfte. Neben meinem Beruf – zuerst als Journalistin, jetzt als Coach – hatte ich lange Zeit wenig Raum zu schreiben. Das fing erst vor einigen Jahren wieder an. Meinen Roman will ich bis zum Jahresende fertigschreiben und ihn dann zur Veröffentlichung anbieten. Über die Textmanufaktur und die narrativa habe ich einige Menschen kennen gelernt, die sich für den Stoff interessieren. Und ich hoffe, dass sie ihn lesen wollen und gut finden.

Was bedeutet das Schreiben für Sie?
Larissa Boehning hat in ihrem Vortrag auf der narrativa gesagt: Wir schreiben, weil wir eine Frage an die Welt haben. Ich finde, das ist perfekt ausgedrückt. Mich interessiert immer wieder:Wie balancieren wir uns als Menschen aus, zwischen dem einen Pol „Freiheit“ und dem gegenüberliegenden  Pol „Abhängigkeit von anderen“? Da den eigenen, passenden Platz zu finden, scheint nicht nur für mich, sondern für viele Menschen eine Lebensaufgabe zu sein. Das beschäftigt mich, deshalb schreibe ich.

Martina Lenz, geboren 1955, lebt mit Mann, Kater und drei Enkeln in Köln. Sie war internationales Fotomodell, studierte in München Diplom-Journalistik und arbeitete beim Radio und 16 Jahre beim TV. Seit 2008 ist sie nach mehrjährigen Ausbildungen selbstständiger Coach für das Thema „Kommunikation und Wirkung“. www.martina-lenz.eu