Das eigene Thema finden, lebendige Figuren entwickeln, sich in der Gruppe austauschen: All das funktioniert auch vom eigenen Schreibtisch aus. Die Textmanufaktur bietet ab April vier neue Online-Kurse an. Los geht es am Montag, 6. April, mit „Das Herz der Geschichte – in 12 Wochen zum eigenen Stoff“ und der Autorin Larissa Boehning. Was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet, das erzählt Larissa Boehning hier.
Larissa Boehning, wie funktioniert denn so ein Kurs, wenn jeder zu Hause am Schreibtisch sitzt?
Wir tauschen uns jeweils einmal die Woche für ein oder zwei Stunden aus. Meine Erfahrung ist, dass wir uns gar nicht für eine Videokonferenz zusammenschließen müssen, es ist viel intensiver und für die Konzentration förderlicher, nur die Stimmen der anderen zu hören. Ich kann auf der Webex-Oberfläche Bilder hochladen, Grafiken, Übersichten und so weiter. Das ist unser Flipchart. Am Ende einer jeden Seminarstunde gibt es Aufgaben, die zu Hause bearbeitet werden. Durch die Struktur der festen Termine haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen grundsätzlichen Halt. Und so erlebt man für sich die Entwicklung des eigenen Stoffes, hört dann im Webinar aber auch, wie es sich bei den anderen entwickelt. Das bestärkt und motiviert. Wer möchte, kann sich auch in einer E-Mail-Gruppe zusammenschließen. Zusätzlich gebe ich jedem Teilnehmer, jeder Teilnehmerin Rückmeldung in einem intensiven Einzelcoaching.
In Ihrem Kurs geht es um den eigenen Stoff. Was ist damit genau gemeint?
Der Stoff der Geschichte ist das Thema. Uns treiben spezifische Themen um. Um diese Lebensthemen fürs Schreiben zu öffnen, müssen wir sie auf das Universelle darin befragen. Welche Themen verstehen wir als Menschen, überall auf der Welt? Dann geht es darum, das Spezielle – den eigenen Blick aufs Thema – und das Universelle darin zu entfalten. Daraus entstehen alle Figuren, die Geschichte, der Plot. Es ist ein bisschen vorstellbar wie ein Schwamm. Das Thema ist wie die Flüssigkeit, die sich in jede Pore des Schwammes zieht und ihn füllt.
Fangen Sie da bei null an oder sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon eine Idee haben, worüber sie schreiben wollen?
Es ist von Vorteil, eine grobe Idee zu haben, aber das ist nicht unbedingt notwendig. Im Kurs machen wir Übungen, in denen spielerisch sofort das eigene Thema zutage tritt; dafür muss noch nicht mal eine Figur oder ein Bild vorhanden sein. Es ist aber von Vorteil, sich vorher zu fragen, für wen man die Geschichte schreibt: nur für sich selbst, für die eigenen Kinder oder Enkelkinder, für ein großes Publikum? Das beeinflusst viel.
Welche technischen Voraussetzungen braucht man, um teilnehmen zu können?
Eigentlich nur einen Rechner mit einer stabilen Internetverbindung. Ich empfehle in den Seminaren per Hand zu schreiben. Dafür – ganz „old school“ – ist ein schönes, gebundenes Schreibbuch ideal, das neben dem PC oder Laptop Platz hat. Das war’s schon. Damit geht unsere spannende Reise zu uns selbst und von dort aus hinein in einen universell berührenden Stoff schon los.
Larissa Boehning, Jahrgang 1971, ist in Hamburg aufgewachsen und lebte eine Zeit lang in Spanien. Seit 2007 wohnt sie mit ihrer Familie wieder in Berlin. Larissa Boehning arbeitet als Grafikerin, Dozentin und freie Schriftstellerin. Ihr Romandebüt „Lichte Stoffe“ (2007) war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und wurde mit dem Kulturpreis der Stadt Pinneberg und dem Mara-Cassens-Preis für das beste Debüt des Jahres 2007 ausgezeichnet. 2011 erschien „Das Glück der Zikaden“, 2014 „Nichts davon stimmt, aber alles ist wahr“ im Galiani Verlag.