„Beim Schreiben habe ich gemerkt: Ich will mehr!“

Katja von Eysmondt über ihren späten Start als Romanautorin, Netzwerke und Quereinstiege

Speditionskauffrau und Flugbegleiterin, Mutter und Unternehmerin: Der rote Faden in Ihrer Vita sind die Wechsel und Quereinstiege. Seit einigen Jahren sind Sie auch noch Autorin. Katja von Eysmondt, wie kam es dazu?
Eigentlich fing es damit an, dass mein Mann beruflich in die USA ging und ich mit den Kindern in Deutschland blieb. Wir führten also eine Fernbeziehung über zwei Kontinente. Meine Erlebnisse und Gefühle dazu habe ich aufgeschrieben, zunächst als eine Art Tagebuch. Dann kam mir die Idee, daraus ein Sachbuch zu machen. 2011 ist mein Buch erschienen, und das Schreiben hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mehr wollte: Nicht mehr nur von mir erzählen, sondern Figuren und Erzählstränge entwickeln. So bin ich zur Textmanufaktur gekommen, habe 2012 ein Sommer-Schreib-Camp in der Uckermark besucht und im Anschluss mit dem Fernstudium begonnen.

Ihr erster Roman „Wenn du mich verlässt, darf ich dann mitkommen?“ erscheint im Juni beim Label feelings von Droemer und Knaur. Sie sind Mitte 50 – das ist eher ungewöhnlich für eine Debütautorin, oder?
Ja, das stimmt. Aber für mich war es einfach der richtige Zeitpunkt, vorher wäre in meinem Leben auch gar kein Platz für diesen intensiven Schreibprozess gewesen. Nach der Fliegerei, Muttersein, der ersten Selbstständigkeit mit einer Sprachschule für Kinder kam dann eben mit Mitte vierzig das Schreiben dazu.

Was ist anders, wenn man mit dem Schreiben erst spät anfängt? 
Ich hatte nie das Gefühl, unter Druck schreiben zu müssen. Anhand der Skripte und im Austausch mit meiner Textmanufaktur-Lektorin habe ich Schritt für Schritt gelernt, wie Schreiben funktioniert. Und ich habe gelernt, mit kritischem Feedback umzugehen, es auszuhalten, wenn mein Text mal nicht gut ankam. Wenn man spät mit dem Schreiben anfängt, hält man vielleicht besser durch und empfindet die Kritik als weniger persönlich. Denn durch die bis dahin gemachten beruflichen und privaten Erfahrungen weiß ich ja um meine Qualitäten und Erfolge.

Als Coach beraten Sie Frauen, die – wie Sie – nochmal was ganz Neues machen wollen. In Karriereratgebern wird häufig empfohlen, sich an den bereits vorhandenen Fertigkeiten zu orientieren und diese weiterzuentwicklen statt etwas ganz anderes zu wagen. Wie sehen Sie das?
Potenzielle Quereinsteigerinnen kommen in der Regel wegen zwei Faktoren zu mir ins Coaching. Wegen eines inneren Konflikts, also dem Gefühl von „Irgendetwas stimmt da nicht“ oder wegen äußerer Umstände wie Kündigung oder Krankheit. In beiden Fällen spielen die bis dahin erworbenen Fertigkeiten plötzlich keine Rolle mehr und man macht sich freiwillig oder unfreiwillig auf den Weg, etwas Neues zu wagen. Deshalb empfehle ich, dem eigenen Bauchgefühl zu folgen und dabei auf seinen Verstand als wohlmeinenden Ratgeber zu hören. Sich fortzubilden und Neues zu lernen, halte ich grundsätzlich für etwas Großartiges.

Was braucht man, um einen Quereinstieg erfolgreich durchzuziehen?
Das sind bei mir drei Dinge: Starthilfe, einen guten Fahrplan und ganz viel Durchhaltevermögen. Außerdem ist ein gutes Netzwerk wichtig, damit öffnen sich Türen leichter. Anders als viele Debütautorinnen habe ich keine Agentin, sondern habe meine Netzwerke selbst geknüpft, auch über die Seminare der Textmanufaktur. Auf dem Weg zu meinem ersten Roman habe ich immer wieder Menschen kennen gelernt, die mir Feedback gegeben, mich unterstützt und mir neue Kontakte vermittelt haben – bis hin zum Verlagskontakt und dem Buchvertrag. 

Katja von Eysmondt wurde 1964 in Niedersachsen geboren und wuchs im Rheinland auf. Sie machte eine Ausbildung zur Speditionskauffrau, arbeitete als Flugbegleiterin, gründete eine Sprachschule für Kinder und veröffentlichte ein Sachbuch. Katja von Eysmondt ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ist Coach für Quereinsteiger. Im Juni 2019 erscheint ihr erster Roman beim Label feelings von Droemer und Knaur.
https://katjavoneysmondt.de/