„Es ist gut, das Marketing selbst in die Hand zu nehmen.“

Der Publisher und Netzwerker Leander Wattig spricht über Selfpublishing und erklärt, warum die eigene Website für Autoren mindestens so wichtig ist wie Social Media.

Leander Wattig, Sie betreiben unter anderem den Blog „Was mit Büchern“ und sind Geschäftsführer einer Plattform zum Community-Marketing. Worum geht bei diesen Projekten?
Community Marketing heißt für mich, sich damit zu beschäftigen, in welcher Form Menschen zusammenkommen. Es geht darum, erfolgreiche Ideen zu teilen und unter die Leute zu bringen. „Was mit Büchern“ setzt genau an diesem Punkt an. Statt zu sagen „Hier ist der Leitfaden und so geht das“, spreche ich mit Menschen aus der Branche. So erfahre ich, wie die aufgestellt sind, welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen und wie sie die bewältigen. Die Interviews kann man dann im Blog „Was mit Büchern“ nachlesen. Von anderen zu lernen ist immer gut, um selbst voranzukommen. Das hört sich banal an. Aber das umzusetzen, macht Freude und ergibt Sinn.

Was kann das konkret für Autorinnen und Autoren bedeuten?
Die Frage, wie man seine Leserinnen und Leser erreicht, war schon immer wichtig. Phänomene wie Social Media und Selfpublishing haben diesen Trend noch verstärkt. Für Autorinnen und Autoren ist es zentral, die eigene Präsenz zu gestalten und Marketing-Aktivitäten selbst in die Hand zu nehmen. Dazu gehört, online aber auch auf Veranstaltungen sichtbar zu sein.   

Hilft das bei der Verlagssuche?
Je präsenter eine Autorin oder ein Autor ist, desto wahrscheinlicher ist es, auch von den Verlagen wahrgenommen zu werden. Wer eine große Zahl von Followern mitbringt, wird damit auch für Verlage attraktiver.

Ist Selbstmarketing auch wichtig für Autoren und Autorinnen, die bereits einen Verlag haben?
Auch die sollten in eigener Sache aktiv sein. Denn veröffentlicht werden heißt noch lange nicht, dass für mein Buch im Verlagsmarketing viel passiert. In den Verlagen sammelt sich immer mehr Aufmerksamkeit und auch Geld bei den Top-Autoren. Viele, die bisher gut vom Schreiben leben konnten, aber nicht zu den Bestseller-Autoren zählen, geraten auch wirtschaftlich mehr und mehr unter Druck.  Deshalb ist es gut, das Marketing selbst in die Hand zu nehmen. Hierfür können sich auch alternative Medienformate eignen, wie Podcast oder Video. Und man kann schauen, ob sich die finanziellen Einbußen zumindest teilweise durch andere Aktivitäten ausgleichen lassen, wie Lesereisen oder Selfpublishing.

Selfpublishing kann also ein zweites Standbein für Verlagsautorinnen und -autoren sein?
Durchaus. Es bietet beispielsweise Chancen für Texte, die ich bei einem etablierten Verlag nicht unterbringen kann. Und für Debütautorinnen und -autoren kann es ein erster Schritt sein, mit dem Veröffentlichen zu experimentieren, bevor es dann vielleicht irgendwann bei einem renommierten Verlag klappt.

Kann Selfpublishing auch eine Alternative zum Verlagsvertrag sein?
Ich kenne viele, die langfristig als Selfpublisher erfolgreich sind. Das hängt aber von der eigenen Persönlichkeit und dem Genre ab. Die Klassiker fürs Selfpublishing sind Romance und Spannungsliteratur. Aber grundsätzlich kann das auch für andere Bereiche funktionieren, beispielsweise für Nischenthemen.

Selfpublisher müssen sich online gut präsentieren und vernetzen, um wahrgenommen zu werden.  Wie gehe ich da am besten vor?
Eine eigene Website ist der erste Schritt – und genauso wichtig wie auf Instagram zu posten. Die Website ist das Zentrum der eigenen Tätigkeit, dort wird alles angedockt. Vor allem sollte man einen Newsletter versenden. Darüber hat man den direkten Kontakt zur eigenen Community. Eine große Zahl an E-Mail-Abonnenten ist eine verlässliche Währung. Bei Sozialen Netzwerken dagegen ändern sich die Präferenzen der Nutzerinnen und Nutzer immer mal wieder. Facebook spielt heute zum Beispiel nicht mehr so eine große Rolle wie vor zehn Jahren. Wenn ein Netzwerk nicht mehr genutzt wird, sind auch die Kontakte weg, die ich mir dort aufgebaut habe. Daher würde ich alles, was ich im Social-Media-Bereich mache, parallel auch auf der eigenen Website stattfinden lassen. Und es ist sinnvoll, sich erstmal auf die wesentlichen Social-Media-Plattformen zu beschränken. Nummer eins ist derzeit Instagram und zunehmend auch TikTok.

Website, Newsletter, Social Media – das kostet viel Zeit. Wie vermeide ich es, mich zu verzetteln?
Erstmal sollte man sich fragen, wer überhaupt die eigenen Leserinnen und Leser sind und auf welchen Plattformen die sich bewegen.  Und letztlich muss man immer überlegen, was bestimmte Aktivitäten für die eigene Reichweite und Sichtbarkeit bringen. Auch hier kann man viel von anderen lernen, insbesondere von erfolgreichen Selfpublishern. Da steht hinten im Buch zum Beispiel oft die E-Mail-Adresse, um den Newsletter zu abonnieren. Der Austausch mit der eigenen Community ist fürs Marketing wichtig. Darüber hinaus kann er auch das eigene Schreiben befruchten und voranbringen.

Leander Wattig ist Publisher. Auf seiner Plattform leanderwattig.com stellt er Praxisbeispiele für das Community-Marketing vor. Die Community-, Marketing- und Event-Konzeption ist sein Schwerpunkt auch als Speaker und Berater. Daneben pflegt er eigene Communitys wie „Was mit Büchern“, wo er Macherinnen und Macher aus der Verlags- und Buchwelt zu Wort kommen lässt.