„Social Media funktioniert nur, wenn es Spaß macht.“

Wer Bücher schreibt, kann Instagram, Facebook & Co prima nutzen, sagt die Social Media-Expertin Laura Spies. Wie Autorinnen und Autoren das am besten machen und warum ein bisschen Leidenschaft dazugehört, erklärt sie im Interview.

Viele Autorinnen und Autoren sind in den Sozialen Medien präsent, andere fremdeln damit. Braucht man zwingend einen Account auf Instagram, Twitter, TikTok oder Facebook, wenn man Bücher veröffentlicht?
Nein, ich denke nicht. Wer gar keinen Spaß daran hat, sollte das auch nicht machen. Ohne ein bisschen Leidenschaft ist eine Social Media-Präsenz nicht zielführend. Und man sollte auf keinen Fall den Anspruch haben, alles zu machen. Wer möglichst viele Plattformen bespielen will, brennt sich nur aus. Es ist besser, wenn ich mir in Ruhe überlege, wo ich meine Zielgruppe erreiche. Dann kann ich dort meine Kräfte bündeln.

Wenn ich beispielsweise Jugendbücher schreibe – wo erreiche meine Leserinnen und Leser dann am besten? 
Für Jugendbücher und auch für Fantasy eignet sich TikTok besonders gut. Die Plattform hat ein sehr junges Publikum, auch wenn dort längst nicht mehr nur Teenager unterwegs sind. Inzwischen kann ich auf TikTok beispielsweise auch als Kochbuchautorin viele Menschen erreichen.

Für wen eignen sich Twitter oder Instagram?
Twitter ist eine wichtige Plattform für Nachrichten und politische Inhalte. Statistisch gesehen sind dort mehr Männer als Frauen unterwegs. Wer ein politisches Sachbuch schreibt, dem würde ich unbedingt zu einem Twitter-Account raten. Instagram ist visuell inspirierend. Da muss ich als Autorin oder Autor bereit sein, Bilder und Videos zu posten. Für Fotografinnen und Fotografen eignet sich Instagram natürlich besonders gut, aber mit ein bisschen Kreativität lassen sich sehr viele Inhalte visuell aufbereiten.

Facebook war mal DIE Social Media-Plattform. Welche Rolle spielt es heute noch? 
Eine Zeit lang gab es bei den Nutzerzahlen einen deutlichen Abwärtstrend, inzwischen gehen die Zahlen wieder etwas nach oben. Auf Facebook ist das Durchschnittsalter höher als beispielsweise bei TikTok oder auch bei Instagram. Man erreicht eher Menschen jenseits der 30.

Ein YouTube-Video drehen und schneiden ist aufwändiger als einen Tweet zu posten. Muss man Profi sein, um auf YouTube Erfolg zu haben?
Es ist natürlich toll, ein professionelles Video hochzuladen. Aber die Leute erwarten das nicht unbedingt. Videos aufnehmen, bei denen der Ton okay ist und die man sich gern anschaut, das geht auch mit einer guten Handy-Kamera. Ein klassisches YouTube-Video sollte mindestens zehn Minuten lang sein, dafür braucht man schon ein paar Ideen. Der Vorteil: Bei YouTube reicht es, einmal die Woche zu posten. Auf den meisten anderen Plattformen sollte man öfter präsent sein, um vom Algorithmus wahrgenommen zu werden. Denn der entscheidet – leider – darüber, wie vielen Nutzerinnen und Nutzern meine Postings überhaupt angezeigt werden.

Wie oft sollte man Instagram, TikTok, Facebook oder Twitter denn bespielen?
Ganz grob kann man sagen: Bei Twitter sind mehrere Tweets am Tag sinnvoll. Auch auf TikTok kann man gern mehrmals täglich posten; das Minimum, um gut wahrgenommen zu werden, sind drei bis vier Postings pro Woche. Bei Instagram würde ich ebenfalls drei bis vier Postings pro Woche empfehlen; bei Facebook wäre einmal täglich am besten.

Das hört sich nach viel Arbeit an. Kann ich meine Social Media-Präsenz auch von einem Profi bespielen lassen?
Das ist natürlich eine Möglichkeit. Ich empfehle aber, das vorher einige Zeit selbst zu machen. Die eigenen Social Media-Kanäle sollten die Handschrift des Autors oder der Autorin tragen. Daran kann ein Profi anknüpfen und im gleichen Stil weitermachen.

Für alle, die ihre Social Media-Präsenz lieber selbst in die Hand nehmen: Wie schafft man das mit möglichst wenig Aufwand?
Content lässt sich auch mehrmals verwenden. Es gibt inzwischen einige Tools, mit denen man Crossposten kann – also mit einem Klick mehrere Kanäle bedienen. Social Media ist schnelllebig und vergesslich. Daher kann man viele Inhalte nach einigen Monaten erneut posten.
Und es ist wichtig, zu schauen, wozu man wirklich Lust hat. Welche Art von Content geht mir leicht von der Hand? Bin ich eher der Typ für Twitter oder fotografiere ich gern und bespiele Instagram praktisch nebenbei? Wenn die Plattform zu einem passt, macht das Posten Spaß und weniger Arbeit.

Als Autorin möchte ich letztlich mein Buch an den Leser oder die Leserin bringen. Aber ich will die Leute auch nicht durch zu viel Werbung verschrecken. Wie bekomme ich das hin?
Eine Mischung aus informativen, emotionalen und – wenn ich das möchte – privaten Postings ist gut. Etwas aus dem eigenen Leben preiszugeben, kommt immer gut an. Aber nicht jeder möchte das. Ich bin aber der Meinung, dass ich auch einen guten Kontakt aufbauen kann, ohne täglich zu zeigen, was ich gegessen habe.
Die Inhalte, die ich poste, sind dabei natürlich vom Genre und dem Thema meines Buches abhängig. Wer einen Roman schreibt, der während des Zweiten Weltkriegs spielt, könnte interessante Fakten dazu posten oder etwas, das ihn bei der Recherche besonders berührt hat. Die Themen des Buches mit dem Alltag der Menschen verbinden, ist immer eine gute Idee.

Laura J. Spies hat langjährige Erfahrung als Buchhändlerin und als Marketing-Managerin im Verlagswesen. Durch ihren persönlichen Kontakt zu vielen Autorinnen und Autoren kennt sie sowohl die Anforderungen der Buchbranche als auch das, was im Netz gefragt ist. Ihr Anliegen ist Hilfe zur Selbsthilfe – Social Media-Manager sind teuer, und vieles lässt sich ganz einfach selbst machen!