„Am wichtigsten ist ganz klar Instagram.“

Ann Kristin Liegel vom Publikumsverlag C.H.Beck spricht über digitales Marketing, über Instagram als neue Heimat der Buchblogger und warum Facebook für sie eine größere Rolle spielt als TikTok.    

Ann Kristin Liegel, Sie sind bei C.H.Beck zuständig für digitales Marketing. Wie sieht ein üblicher Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das digitale Marketing betreue ich zusammen mit einem Kollegen. Während er sich aktuell vor allem um das E-Book-Marketing kümmert, bin ich für den Bereich social Media, den Newsletter und die Website zuständig. Weil das ein sehr vielfältiger Arbeitsbereich ist, sieht kein Tag aus wie der andere. Meistens schaue ich morgens erstmal in die sozialen Kanäle, lese und beantworte Anfragen. Dann checke ich meine E-Mails und kümmere mich um den Newsletter. Dafür gibt es einen Redaktionsplan, wo beispielsweise die Titel vermerkt sind, die in der nächsten Woche erscheinen und vorgestellt werden. 

Welche sozialen Kanäle sind in Ihrer Arbeit am wichtigsten?    
Wir bespielen Instagram, Facebook und Twitter. Außerdem haben wir einen YouTube-Kanal, den wir aber nur als Videoplattform nutzen, um Inhalte in unsere Website einzubinden.  Am wichtigsten ist ganz klar Instagram. Das ist der Kanal, der am deutlichsten wächst und wo wir am meisten Engagement haben.

Alle sprechen von TikTok. Haben Sie über einen eigenen Kanal nachgedacht?
Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, weil TikTok nicht zu unserer Zielgruppe passt. Unsere Leserinnen und Leser sind meistens 35 Jahre und älter. Die Käuferinnen und Käufer sind durchschnittlich über 55 Jahre alt. Die über 50-jährigen erreichen wir nicht über TikTok, sondern eher über Facebook. Für unsere zweitwichtigste Zielgruppe, die Leserinnen zwischen 25 und 45 Jahren, ist Instagram das zentrale Medium.  

Vor zehn bis fünfzehn Jahren gab es einen regelrechten Boom an neu gegründeten Literaturblogs. Welche Rolle spielen solche Formate für Ihre Arbeit heute?   
Klassische Blogs gibt es nach wie vor, vieles hat sich aber hin zu Instagram verlagert. Die meisten Bloggerinnen und Blogger haben auch dort einen Account. Manche posten nur noch über Instagram, zum Beispiel der literarischenerd, der eine extrem große Reichweite hat. Instagram wird zunehmend für Rezensionen genutzt: Die meisten posten einen kurzen Text mit schönen Bildern, manche machen auch Videos oder einen Livestream.

Gibt es Titel, für die digitales Marketing besonders wichtig und erfolgsversprechend ist?
Jeder unserer Titel ist auf der Website zu finden. Außerdem kommt er mindestens einmal bei Twitter, Facebook, Instagram und im Newsletter vor. Es gibt natürlich Bücher, die sich sehr gut fürs Internet eignen. Vor allem die schönen Cover aus der Belletristik poste ich mehrfach. Auch zu unseren Spitzentiteln im Sachbuch gibt es mehrere Posts. Dabei schaue ich immer, dass die Fotos auch einen ästhetischen Wert haben.

Wird das Verlagsmarketing insgesamt digitaler?
Für den Buchhandel lassen wir nach wie vor Plakate und kleine Prospekte drucken und Buchaufsteller produzieren. Dafür ist unsere Abteilung Marketing und Vertrieb zuständig. Die Werbeabteilung bei C.H. Beck platziert Anzeigen – auch hierbei spielen Printmedien weiter eine wichtige Rolle. Das Endkundenmarketing ist bei uns im Verlag aber ausschließlich digital. Auch in Gesprächen mit Kolleginnen aus anderen Verlagen höre ich, dass Buchmarketing in den vergangenen fünf Jahren sehr viel digitaler geworden ist und sich das Budget verstärkt vom Print- in den Online-Bereich verlagert.

Digitales Marketing verändert sich ständig. Was sind für Sie die neuesten Herausforderungen?  
Wir müssen schauen, dass der Content, schneller unterhaltsamer und witziger wird – und dass wir dabei gleichzeitig unseren Titeln gerecht werden, authentisch und professionell bleiben. Bei Social Media geht der Trend hin zum Bewegtbild. Videos spielen auch auf Instagram eine immer größere Rolle. Wir haben daher zum Teil auf Videoproduktion umgestellt und erstellen zu unseren Spitzentiteln eigene Clips.

Wie könnte sich das Verlagsmarketing in den nächsten Jahren entwickeln?
Vorhersagen kann ich das natürlich nicht. Ich denke aber, dass die Produktion von hochwertigem Content, auch von Videos, eine immer größere Rolle spielen wird. Aber Digitales Marketing ist und bleibt nur ein Teil des Verlagsgeschäfts. Die Präsenz unserer Titel in den Feuilletons der großen Zeitungen ist nach wie vor wichtig. Und der Erfolg im Buchhandel setzt den Maßstab für unsere Arbeit. Solange die Bücher im Stapel in den Buchhandlungen liegen, haben wir vieles richtig gemacht.

Ann Kristin Liegel, hat eine Ausbildung zur Verlagskauffrau beim Oldenbourg Wissenschaftsverlag absolviert und anschließend Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert. Seit 2013 verantwortet sie im Publikumsverlag C.H.Beck in München den Bereich Digitales Marketing und Social Media.