„Wissenschaftliche Erkenntnisse in Szene setzen und erzählen.“

Uta Buchroth hat beim narrativa-Schreibwettbewerb den zweiten Platz belegt. Am Samstag, 28. Mai, liest sie den Anfang ihres Romanprojekts online.

Uta Buchroth, Sie gehören zu den Gewinnerinnen des narrativa-Schreibwettbewerbs, herzlichen Glückwunsch! Auf der narrativa werden Sie den Ihren Text online vorstellen. Ist das Ihre erste Lesung vor Publikum?
Als Jugendliche habe ich auf Lesebühnen Kurzgeschichten vorgelesen. Inzwischen halte ich vor allem Vorträge oder Lesungen zu wissenschaftlichen Themen, in den vergangenen Jahren im Wesentlichen an Hochschulen in Nord- und Südamerika. Denn ich habe zehn Jahre mit meiner Familie in Lima gelebt. Außerdem war ich mit eigenen Gedichten in spanischer Sprache bei Lyrik-Events in Lateinamerika unterwegs. Nun freue ich mich darauf, den Anfang meines Debütromans einem Publikum in Deutschland vorzustellen.

Können Sie kurz sagen, worum es in Ihrem Text geht?
Mit gefälschten Papieren, einem Auto ohne Zulassung und einem frommen Theologiestudenten philosophiert und bettelt sich die 25-jährige queere Draufgängerin Henny von New York aus an die Westcoast. Von der Polizei wegen eines Unfalls und weiteren Delikten verfolgt, inspiriert von schrägen Vögeln und endlosen Highways, stellt sich Henny ihren Ängsten und findet zu sich selbst, zu ihrem Ursprung.

Seit wann schreiben Sie?
Schon als Jugendliche schrieb ich Kurzgeschichten, einige davon erschienen bei einem lokalen Verlag. Ich konnte meinen Eltern aber bis zum Abi aber nicht vermitteln, dass ich mit dem Schreiben mein Leben bestreiten würde und bin in die USA gegangen, um dort Literatur und literarisches Schreiben zu studieren. Die Schriftstellerin und Philosophin Susan Sontag empfahl in New York auf einer Lesung: Schriftsteller sollten umfassendes Wissen zum Beispiel mit einem Philosophiestudium erlangen. Daraus sind dann bei mir Theologie, Soziologie und ein paar Semester Medizin und Psychologie geworden. Ich habe wissenschaftliche Zeitschriftenartikel und Bücher veröffentlicht und während meiner Forschungsreisen auch Plots entwickelt, Szenen geschrieben. Es fehlte mir allerdings die Zeit, um Romanprojekte daraus zu machen. Erst im Lockdown hatte ich die Ruhe dazu.

Was bedeutet Ihnen das Schreiben?
Meine Vision war immer, wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Beispiel über Religiosität, in Szene zu setzen, sie zu erzählen, um sie für ein großes Publikum sinnlich erfahrbar zu machen. Darum geht es auch in meinem Roman.

Was haben Sie mit dem Text noch vor?
Das Manuskript möchte ich jetzt bei einer literarischen Agentur unterbringen, bin mir aber bewusst, dass es Debüts derzeit schwer haben. Wenn es nicht klappt, dann halt beim nächsten Manuskript.

Uta Buchroth (eigentlich Dr. Uta Ihrke-Buchroth), geboren 1979, studierte Literatur, Theologie sowie Soziologie und promovierte in Religionssoziologie. Bisher veröffentlichte sie Zeitschriftenartikel und Monografien im Bereich der Religionsforschung, außerdem Reiseliteratur auf Englisch, Spanisch und Deutsch. Bis 2019 lebte sie in Lima. Unterwegs mit Hilfsorganisationen, auf Forschungs- und Vortragsreisen in Asien, Afrika, Nord- und Südamerika entstanden auch erste Szenen ihres Romanprojekts „Schuld und Begehren – ein Roadtrip“. Seit 2020 lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.