„Schreibhemmungen gehören dazu.“

Daniela Esch, Autorin und Marketing-Expertin, über weiße Buchstaben, Gedankennetze und warum Schnellschreiber nicht immer schneller fertig sind.   

Foto: Daria, PicturePeople Wien

Auf den leeren Bildschirm starren und keinen richtigen Anfang finden – das kennen viele Autorinnen und Autoren. Daniela Esch, was machen Sie um ins Schreiben zu finden?
Dann wende ich mich erstmal vom Bildschirm ab und schreibe kurz Tagebuch oder in mein Schreibjournal. Dort kann ich Dinge ablegen, die mir im Kopf herumspuken. Meistens klappt das ganz gut, und ich kann dann wieder loslegen. Dass ich gar nicht ins Schreiben komme, ist bei mir tatsächlich sehr selten. Ich bin jemand, der schnell irgendetwas schreibt. Das hängt auch davon ab, was man für ein Schreibtyp man ist.

Was ist denn ein Schreibtyp?
Das ist ein Begriff aus der Schreibforschung. Menschen gehen beim Schreiben unterschiedlich vor. Die einen leisten zum Beispiel sehr viel Vorarbeit, die anderen entwickeln viel beim Schreiben selbst. Es ist wichtig, sich zunächst zu beobachten und herauszufinden, zu welchem Schreibtyp man tendiert. Das kann sich auch je nach Textsorte unterscheiden und im Laufe der Zeit verändern. Je nach Typ eigenen sich unterschiedliche Strategien, um ins Schreiben zu kommen.

Wenn ich sehr lange brauche, um etwas auf den Bildschirm oder das Papier zu bringen, sollte ich dann umlernen, also meinen Schreibtypen verändern?
Nein, man muss nicht umlernen. Und es ist auch nicht sinnvoll, sich gegen seine Natur in irgendwelche Strategien zu pressen. Das führt schnell zu Widerständen beim Schreiben. Wenn jemand zum Beispiel schnell drauflos schreibt, heißt das nicht, dass er schneller fertig ist. Die Überarbeitung dauert dann vielleicht länger. Schreiben ist immer auch mit Mühe verbunden. Je nach Schreibtyp wird es an unterschiedlichen Stellen im Schreibprozess mühsam.  

Vor dem leeren Bildschirm zu sitzen, kann ziemlich quälend sein. Wie komme ich dann ins Schreiben?
Erstmal finde ich es wichtig, sich bewusst zu machen: Solche Schreibhemmungen gehören dazu. Dass ich gerade nicht loslegen kann, ist also normal, und ich muss deswegen nicht verzweifeln. Trotzdem hilft es, genau hinzuschauen: Was ist mein Problem? Passen die äußeren Umstände nicht? Bin ich vielleicht inhaltlich nicht mehr mit dem einverstanden, was ich schreiben wollte? Ist mir der Plot oder eine Figur noch nicht richtig deutlich? Wer das eigene Schreiben insgesamt als sehr mühsam wahrnimmt, der hat sich vielleicht auch die falsche Strategie angeeignet. Die Ursachen für Schreibhemmungen sind also sehr unterschiedlich. In meinem Online-Kurs unterstütze ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei, den eigenen Schreibtyp zu erkunden und individuelle Lösungen zu finden.

Was kann dahinterstecken, wenn es beim Schreiben so gar nicht voran geht?
Viele sagen: Mir fehlt die Zeit. Aber oft verbirgt sich dahinter noch etwas anderes. Viele Schreibende stehen sich zum Beispiel mit ihrem Anspruch selbst im Weg. Im Schreibprozess gibt es zwei Phasen. In der ersten schreibt man eher für sich selbst, in der zweiten geht es darum, das Geschriebene leserorientiert zu gestalten, also zu überarbeiten. Wenn jeder Satz schon in der ersten Version perfekt sein soll, kann das ziemlich blockieren.

Haben Sie ein paar Tipps, wie man da herauskommt?
Es kann zum Beispiel helfen, die Schrift auf dem Bildschirm auf Weiß zu stellen und einen unsichtbaren Text zu schreiben. So hat man das Geschriebene nicht direkt vor Augen und blockiert sich nicht so schnell durch die eigene Kritik beim Schreiben. Oder man gewöhnt es sich an, den Text immer hoch zu scrollen, so dass nur der letzte geschriebene Satz zu sehen ist. Man kann auch versuchen, die Szene erst einmal aufzumalen oder mit Brainstorming zu arbeiten. Ich selbst bin ein großer Fan vom Clustering. Das ist eine Brainstorming-Methode, bei der man Assoziationen in einer Art Gedankennetz aufs Papier bringt. Ich komme damit gut ins Schreiben. Und es entstehen ganz andere Ideen, als wenn ich mich gleich an den Rechner setzen würde.

Der Online-Schreibkurs „Schreibhemmungen aufspüren und überwinden“ mit Daniela Esch startet am 12. Mai.

Daniela Esch arbeitet seit über 15 Jahren in der Buch- und Verlagsbranche. Sie ist ausgebildete Buchhändlerin, studierte Betriebswirtschaft, arbeitete für verschiedene Verlage und war als Projektmanagerin in einer Kommunikationsagentur tätig. Zurzeit verantwortet sie das Marketing für pädagogische Fachzeitschriften. Daniela Esch führt leidenschaftlich Tagebuch, verfasst Romane, Kurzgeschichten und Lyrik. Derzeit absolviert sie eine nebenberufliche Ausbildung zur Schreibberaterin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.