„Das besondere Etwas eines Buchprojekts“

Penguin-Lektorin Laura Lichtenwalter über Trends im Unterhaltungssegment, Marketing und Mund-zu-Mund-Propaganda.

Laura Lichtenwalter, Sie sind Lektorin bei Penguin Taschenbuch. Was sollte ein Debütautor beziehungsweise eine Debütautorin mitbringen, um bei Ihnen landen zu können?
Mit unseren Programmen decken wir sowohl in der Belletristik als auch im Sachbuch ein breites Feld beliebter Genres ab. Bei der Akquise legen wir großen Wert auf einen klar einzuordnenden Pitch und, ganz wichtig, auf das besondere Etwas eines Buchprojekts – der entscheidende Aufhänger, der den Stoff aus der unfassbaren Menge an Unterhaltungsstoffen heraushebt und den Funken erst im Lektorat, dann in allen anderen Abteilungen und sehr viel später beim Leser überspringen lässt.

Empfehlen Sie Debütanten den Weg über eine Agentur oder sollten sich Autorinnen und Autoren einfach direkt an den Verlag wenden?
Ich empfehle jedem Autor den Weg über einen Agenten als professionellen Vermittler seines Buchprojekts.

Wie viel Marketing braucht es für einen Bucherfolg?
Das lässt sich nicht pauschalisieren. Natürlich erzielt eine sorgfältig geplante Werbekampagne im Idealfall den entsprechenden Effekt in den Verkäufen. Der Erfolg eines Buches ist aber von vielen Faktoren abhängig. Dabei spielen unter anderem die Berichterstattung in der Presse, Mund-zu-Mund-Propaganda und die Empfehlungen von Buchhändlern ebenfalls eine wichtige Rolle.

Insbesondere die Unterhaltungsliteratur verändert sich schnell. Wo sehen Sie die zentralen Trends der vergangenen Jahre?
Davon gibt es mehrere, ich möchte an dieser Stelle nur einen herausgreifen. Der Boom erotischer Stoffe nach dem Megaerfolg von „Fifty Shades of Grey“ ist inzwischen etwas weniger expliziten, aber nicht weniger emotionalen Stoffen für eine jüngere Zielgruppe gewichen: New-Adult-Romane, die inhaltlich häufig im studentischen Umfeld angesiedelt sind, dominieren seit Monaten die Spiegel-Paperback-Bestsellerliste.

Welche Themen oder Genres sind derzeit besonders gefragt? 
Das 20. Jahrhundert ist beliebt wie nie. Das sieht man an Serien wie „Babylon Berlin“, „Die Charité“ und „Ku’damm 56“. In den letzten Jahren ist auch auf dem Buchmarkt das Interesse an deutscher Zeitgeschichte spürbar gestiegen – sowohl im Spannungs- als auch Liebessegment. In „Die Schokoladenvilla“ von Maria Nikolai kämpft zum Beispiel die Erbin einer Schokoladenfabrik um die Verwirklichung ihrer Träume und mit ihrer Rolle als Frau zur damaligen Zeit. Erst vor Kurzem erschien ein Artikel im buchreport zu den ungebrochen erfolgreichen Villen- und Gutshaus-Stoffen. Auf der Spannungsseite nehmen wir 2020 erstmalig die RAF-Zeit, ein bedeutendes Kapitel in der deutschen Geschichte, in den Fokus. In seinem Thriller „44 TAGE“ verarbeitet Stephan R. Meier, der Sohn des damaligen Chefs des Bundesamts für Verfassungsschutz, sein exklusives Wissen rund um den Höhepunkt des RAF-Terrors.

Was war Ihr größter Erfolg?
Ich erlaube mir, an dieser Stelle eins meiner absoluten Herzensprojekte und mein persönliches Highlight im diesjährigen Frühjahrsprogramm zu nennen, dem ich erst noch ganz viel Erfolg wünsche: Am 27. April 2020 erscheint „Gut Schwansee. Deine Liebe in meinem Herzen“ von Jette Martens. Es handelt sich um den Auftakt einer romantischen Trilogie, die auf einem wunderschönen Gutshof an der Ostsee spielt. In dieses Sehnsuchtssetting habe ich mich sofort verliebt, erst recht, als ich die Bilder des Gutshofs sah, von dem sich die Autorin inspirieren ließ.

Laura Lichtenwalter, geboren in Karlsruhe, studierte Buchwissenschaft und Spanisch in Mainz, München und Palma de Mallorca. Nach einem Volontariat im Belletristik-Lektorat der Verlagsgruppe Droemer Knaur ist sie inzwischen als Lektorin im Penguin Verlag tätig.