„Immer mehr Autoren möchten die Kommunikation in die eigenen Hände nehmen.“

Foto: Anette Göttlicher

PR in eigener Sache – das fällt viele Autorinnen und Autoren schwer. Die Beraterin Claudia Feldtenzer erklärt im Interview, wie erfolgreiches Selbstmarketing geht, warum Social Media wichtig ist und welche Aufgaben man besser seinem Verlag überlässt.   

Claudia Feldtenzer, Sie beraten Autorinnen und Autoren strategisch und entwickeln für sie auch maßgeschneiderte PR- und Marketingkonzepte. Muss ich als Autorin denn PR für mich selbst machen?
Es gibt viele Autoren, die PR und Marketing komplett dem Verlag überlassen und sich vor allem aufs Schreiben konzentrieren. Das ist völlig in Ordnung. Meiner Erfahrung nach möchten aber immer mehr Autoren die Kommunikation in die eigenen Hände nehmen, weil ihnen ihr öffentliches Bild zunehmend wichtig ist.

Wenn ich als Autorin einen Verlag gefunden und mein erstes Buch veröffentlicht habe, sollte ich die PR dann dem Verlag überlassen oder zusätzlich selbst aktiv werden?
Grundsätzlich rate ich dazu, dem Verlag und den Kollegen und Kolleginnen dort zu vertrauen. Die meisten Verlage machen in der Pressearbeit einen guten Job und haben engen Kontakt zu Journalisten und Medienvertretern. Es gibt jedoch Fälle, in denen es sich lohnt, selbst aktiv zu werden oder sich extern Unterstützung zu suchen. Das würde ich individuell entscheiden. Beispiele könnten sein, dass der Verlag personell oder finanziell keine oder nur wenig Kapazitäten hat, das Buch umfassend zu betreuen. Oder wenn Sie als Autorin fortlaufend Themen haben, die für Medien interessant sind, jedoch nicht immer mit einem Buch verknüpft werden können. Dann macht es Sinn, die Kommunikation extern zu vergeben oder die Selbstvermarktung in die eigenen Hände zu nehmen. Gerade bei Autoren und Autorinnen, die in verschiedenen Verlagen publizieren und bei denen die Zuständigkeiten in der Pressearbeit unklar sind, ergibt es Sinn über externe Betreuung nachzudenken.

Macht es überhaupt einen guten Eindruck, wenn ich mich als Autorin oder Autor selbst an Medienvertreter wende – oder überlasse ich das besser dem Verlag?
Teils, teils. Es macht einen besseren Eindruck, wenn Sie beim Erstkontakt mit den Medienvertretern von jemandem vertreten werden, der den Journalisten Ihr Werk anbietet. Generell sehe ich das bei jeder Neuerscheinung so, denn es ist jedes Mal wieder ein Erstkontakt. Darüber hinaus können Sie als Autorin sehr viel dafür tun, dass Ihr Netzwerk zu den Medienvertretern eng und vertrauensvoll ist. Sie können Kontakte pflegen, Sie können immer wieder Themen – über das aktuelle Buch hinaus – anbieten. Sie können auch mal Feedback auf veröffentlichte Artikel geben. Können zusätzlich Texte anbieten oder sich als Expertin zur Verfügung stellen.
Hinzu kommt die Wichtigkeit des eigenen Online-Auftritts. Hier können Sie sich als Autorin mit einer klaren Themen- und Bildsprache als Expertin für ein Gebiet präsentieren. Können darüber hinaus inhaltlich Ihr Netzwerk zu Medienvertretern pflegen und gleichzeitig auch mit den Lesern Kontakt suchen und halten.

Was versteht man eigentlich unter einer Autorenmarke – und wie baue ich mir sowas auf?
Ich verstehe unter einer Autorenmarke das klare Bild, das ein Autor oder eine Autorin von sich und seinem Schaffen vermittelt. Das Hauptziel ist, das eigene Schreiben und seine Themen von allen anderen Buchveröffentlichungen abzugrenzen und mit konkreten Texten und Gefühlen zu verbinden. Das geht meiner Meinung nach vor allem mit einer klaren inhaltlichen Kommunikation und einer ansprechenden Bildsprache.

Wie wichtig ist Social Media für mich als Autorin?
Sehr wichtig. Gerade um den Kontakt zu den Lesern intensiv zu pflegen, aber auch um eigene Themen und Texte zu präsentieren.

Müssen Selfpublisher anders PR machen, als Autorinnen und Autoren, die einen Verlag haben?
Selfpublisher sind in meinen Augen Autoren und Autorinnen wie alle anderen auch. Der einzige Unterschied besteht darin, dass sie eben keinen Verlag haben, mit dem sie sich abstimmen und auf dessen Betreuung sie vertrauen können. Sie müssen, wie bei allen anderen Tätigkeitsschritten rund um die Buchveröffentlichung, auch in der PR alles selbst machen beziehungsweise diese professionell in Auftrag geben.

Auf der Autorentagung narrativa gibt Claudia Feldtenzer einen Workshop zu Strategie und Markenaufbau für Autorinnen und Autoren. Anmeldung zur narrativa

Claudia Feldtenzer war viele Jahre in der Pressearbeit großer Verlage wie DVA und Reclam tätig, bevor sie sich 2019 mit ihrer Strategieberatung für Autorinnen und Autoren selbstständig machte. Seitdem entwirft sie maßgeschneiderte PR- und Marketingkonzepte für Autorinnen und Autoren, unterstützt sie bei der Erstellung von Exposés und bei der Verlagsfindung. https://feldtenzer.com/