Juli Zeh: Treideln

Wer ist die Autorin?
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, landete bereits mit ihrem Debütroman „Adler und Engel“ einen großen Erfolg. 2013 erhielt sie die Frankfurter Poetikdozentur und entwickelte unter dem Titel „Treideln“ eine Art Antipoetik: „Poetik ist das, was Autoren erfinden, wenn sie zu Poetikvorlesungen eingeladen werden“, heißt es von ihr zum Beispiel. Da ist es nur konsequent, dass Juli Zeh in Frankfurt ihr eigenes Buch vorlas, das bereits einige Tage vorher unter dem Titel „Treideln“ erschienen war.

Für wen ist das Buch gedacht?
Für alle, die der Prozess des Schreibens und Erzählens fasziniert und auch für jene, die der Autorin gern mal über die Schulter schauen würden. „Treideln“ ist eine Art moderner Briefroman, in dem Juli Zeh über das Schreiben und das Leben als Autorin reflektiert. Dabei lässt sie ihre Leser am Entstehungsprozess eines möglichen Romans teilhaben, dessen Hauptfigur sie Karl Treidel tauft.   

Worum geht es?
Juli Zeh schreibt darüber, wie es gelingt, den inneren Lektor zum Schweigen zu bringen und über ihre favorisierte Textgattung des „Nur-So“. Sie zeigt, warum Schreiben wenig mit Schaffen, aber viel mit Erschaffen und Verdichten zu tun hat und wie wichtig dabei das absichtslose vor sich hin „Treideln“ ist. Nebenbei beantwortet sie dämliche Journalistenfragen, ärgert sich mit ihrer Steuererklärung herum und versucht vergeblich, eine zweite blaue Tonne zu beantragen, um ihren wachsenden Altpapierberg zu bewältigen. Kurz: Es geht ums Schreiben, Autorin sein und das ganze Drumherum.

Warum lohnt sich das Lesen?
„Treideln“ ist unterhaltsam, manchmal ein wenig ausschweifend, vor allem aber inspirierend. Es ermutigt dazu, einfach anzufangen, sich der Geschichte zu überlassen, die erzählt werden will. Behutsam an einem Gedankenfaden ziehen, das leicht zerreißbare Garn einer Geschichte vorsichtig „ent-wickeln“ – das ist eines der Bilder, die Juli Zeh für den Prozess des Schreibens und Erzählens findet. Hilfreich bei Schreibblockaden könnte auch ihre favorisierte Textart des „Nur-So“ sein und die damit verbundene Haltung des Drauflosschreibens. Während ein Roman dazu bestimmt ist, gelesen zu werden, besteht das „Nur-So“ aus einer bunten Ansammlung von Textfetzen, Szenen, Kurzdialogen oder Episoden und kann jederzeit gelöscht werden. Wer vor lauter Löschen und Neu-Schreiben gar nicht weiterkommt, findet bei Juli Zeh ebenfalls Anregungen: Jeden Tag eine neue Datei öffnen, zum Beispiel – und bloß nicht das Geschriebene vom Vortag lesen. Überarbeitet wird später.   

Juli Zeh: Treideln. Verlag Schöffling & Co. 2013, als Taschenbuch bei BTB