„Jeder Rückschlag hat mich schließlich ein Stück weitergebracht.“

Foto: Ulrike Schacht

Die Autorin Meike Werkmeister über Spitzentitel und Tiefpunkte, ihr Debüt bei Goldmann und den Wert von ehrlicher Kritik. 

Meike Werkmeister, aktuell ist Ihr erstes Buch als Spitzentitel bei Goldmann erschienen. „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ heißt der Roman. Für eine Debütautorin ist so eine Platzierung im Programm ein großer Erfolg, oder?
Ja, ich freue mich sehr darüber. Tatsächlich ist „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ mein Debüt bei einem großen Publikumsverlag, ich schreibe aber schon einige Jahre. Daher weiß ich diese Platzierung meines Buches von Goldmann sehr zu schätzen.

Wann haben Sie angefangen, an diesem Roman zu arbeiten? 
Die Grundidee ist mir 2016 bei einem Wochenende mit Freundinnen auf Norderney eingefallen. Damals schrieb ich parallel auch noch an einer anderen Idee im Rahmen eines Romanentwicklungsseminars bei der Textmanufaktur. Außerdem bin ich auch freie Journalistin und hatte einen Sachbuch-Auftrag angenommen. Bis ich am Stück an „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ arbeiten konnte, sind noch einige Monate vergangen. Ich habe insgesamt etwa ein Jahr lang daran geschrieben.

Gab es auf dem Weg von der Idee zum fertigen Buch auch Momente, wo Sie alles hinschmeißen wollten? 
Oh ja, gerade zu Beginn war es hart. Meine Agentin Eva Semitzidou hat mich die ersten 120 Seiten, mit denen sie einen Verlag suchen wollte, immer wieder inhaltlich überarbeiten lassen. Da war ich mehrmals entmutigt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieses frühe Schleifen der Schlüssel war. Daher raten ich allen Autoren auf Agentensuche: Sucht euch jemanden, der intensiv mit euch am Text arbeitet, bevor er ihn anbietet, jemanden, der etwas von euch fordert und das Beste aus euch herauskitzelt, auch wenn es harte Arbeit ist.

Wie haben Sie Ihre Schreibkrisen überwunden? 
Manchmal brauchte ich dann ein paar Tage, habe mich erst an etwas anderes gesetzt und mich dann mit etwas Abstand wieder mit dem Text befasst. Mir hilft Sport, Spazierengehen, Freunde treffen, einfach mal an etwas anderes denken. Meistens kommen dann die Ideen und der Spaß am Schreiben ganz von allein zurück.

Sie haben auch an einigen Seminaren der Textmanufaktur teilgenommen. Was konnten Sie da für sich mitnehmen? 
Ich habe 2015/2016 am Seminar „Romanentwicklung Unterhaltungsliteratur“ teilgenommen, das über einen Zeitraum von einem Jahr an drei Wochenenden stattfand. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Sachbuch bei Callwey und einen Roman beim e-Book-Verlag dotbooks veröffentlicht. Es war für mich aber das erste Mal, mich innerhalb einer Gruppe mit anderen über meine und ihre Texte auszutauschen. Anfangs hatte ich da eine echte Hemmschwelle, denn man ist ja durchaus empfindlich mit dem, was man schreibt. In den Seminaren habe ich gelernt, analytischer über Geschichten zu sprechen, sie von außen zu betrachten und mich zu fragen: Was würde sie noch besser machen? Das hat mir geholfen, als ich die Arbeit mit meiner Agentin an meinem Manuskript für „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ begann, und noch mehr bei der Arbeit mit meiner Goldmann-Lektorin Almuth Andreae. Durch die Textmanufaktur-Wochenenden konnte ich unsere intensive Arbeit am Buch als etwas sehr Positives annehmen und wusste ihre Genauigkeit erst so richtig zu schätzen.

War die Suche nach einem Verlag einfacher oder schwieriger als Sie sich das vorgestellt hatten?
Zu dem Zeitpunkt, als meine Agentin für „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ einen Verlag suchte, war ich auf alles gefasst, denn ich hatte bereits in der Vergangenheit erlebt, wie schwierig es ist. Als sie mir dann das Ergebnis mitteilte, konnte ich mein Glück kaum fassen.

Was empfehlen Sie Debüt-Autoren, um auf dem Weg zum ersten Buch nicht den Mut zu verlieren?
Ich habe in den vergangenen Jahren einige Autorenkollegen und -kolleginnen kennenlernen dürfen, die viel Talent haben. Mein Eindruck ist: Wer schließlich einen Verlag findet und veröffentlicht, das sind diejenigen, die dranbleiben, die bereit sind, an sich zu arbeiten. Bei mir hat es vom ersten Romanversuch bis zum Spitzentitel-Vertrag auch einige Jahre gedauert und ich habe auf dem Weg dorthin herbe Rückschläge einstecken müssen. Jeder davon hat mich am Ende als Autorin ein Stück weitergebracht. Mein Tipp daher: weiterschreiben, nicht aufgeben – irgendwann führt das zum Ziel.

Meike Werkmeister, Jahrgang 1979, lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in Hamburg. Sie ist Buchautorin und schreibt als freie Journalistin für verschiedene Magazine. Wann immer sie Zeit findet, fährt sie ans Meer – besonders gern nach Norderney, wo sie seit Kindertagen mit ihrer Familie Urlaub macht.