autoren@narrativa – die Gewinnertexte

Wir stellen an dieser Stelle die GewinnerInnen unseres Wettbewerbs autoren@narrativa 2018 vor. Diesmal: Ida Häusser

Frau Häusser, Sie sind eine der drei GewinnerInnen von autoren@narrativa und durften Ihren Text „Jossep Tollemann auf dem Weg“ auf der narrativa 2 lesen. Wie war das für Sie?
Die Lesung war aufregend, aber auch ein tolles Erfolgserlebnis. Das Feedback danach war für mich sehr wertvoll. Einige sagten zum Beispiel, dass sie sich vorstellen können, wie viel Arbeit in dem kleinen Auszug stecke, oder dass sie gespannt seien, wie es weitergehe. Eine Autorin sagte, dass ihr besonders die poetischen Passagen im Text gefallen hätten. Das gibt mir Kraft fürs weitere Schreiben.

Wie sind Sie auf dieses Format auf der narrativa aufmerksam geworden? Was hat Sie dazu bewegt, sich um die Lesungen zu bewerben?
Ich habe die narrativa zufällig entdeckt. Die Bewertung der Tagung 2017 war durchweg positiv und weil sie diesmal in meiner Nähe stattfand, war die Entscheidung leicht. Was mich bewegt hat? Wahrscheinlich das Gleiche, was alle Eltern bewegt, wenn sie ihr Kind das erste Mal im Kinderwagen spazieren fahren. Natürlich ist man selbst vernarrt, aber das sind alle Eltern.

War es Ihre erste narrativa? Welche Eindrücke haben Sie von der Konferenz mitgenommen?
Ja, die erste, und ich hatte mich nicht groß darauf vorbereitet. Deshalb war mir die zentrale Aussage des ersten Workshops („Das zweite Kapitel“ bei Klaus Siblewski) neu und irritierend. Ich war sicher, dass mein Roman zu 100 Prozent schon mit dem ersten Kapitel anfängt. Erst nach der Tagung habe ich die schon fertiggestellten Kapitel nochmals analysiert und war verblüfft, dass die Aussage von Klaus Siblewski stimmt. Ja, auch in meinem Roman wird erst im zweiten Kapitel die Zeit der Handlung genauer benannt, der Ort, auch der Erzählton wird erst da etabliert und der Romanaufbau klarer. Im ersten Kapitel ist das alles nur angedeutet. Das war mir selbst nicht bewusst.

Können Sie uns etwas zu Ihrem Werdegang verraten? Seit wann schreiben Sie? Was bedeutet das Schreiben für Sie?
I
ch bin von Beruf Informatikerin und wollte mich nach 26 Jahren in einem stressigen Job verändern. Schreiben ist für mich Qual, ich bin ein sehr langsamer Schreiber, suche lange nach einem Einstieg in ein Kapitel, schreibe, streiche, schreibe, verschiebe. Es ist ein Elend. Andererseits, wenn eine Passage glückt, dann schwirrt sie mir noch tagelang im Hinterkopf herum und trägt mich wieder ein Stück voran.

Erzählen Sie uns etwas zu Ihrem Text. Worum geht es? Wie entstand er?
Es ist der Beginn einer Auswanderersaga, die angeblich von keinem Verlag mehr angenommen wird, einer Großmuttergeschichte, wovon es auch schon so viele gibt. Migration kommt vor, Krieg (der napoleonische, um 1800) und Heimatsuche. Aber was soll ich machen? Es ist mein Thema. Ich habe mehrere Versuche gestartet, als autobiografische Erzählungen, als Reisebericht und Spurensuche. Jetzt versuche ich es mit einem Roman und will mit der zentralen Figur des elfjährigen Josephs überzeugen. Er ist ein aufgewecktes, vorwitziges Kind, das von den Eltern aus dem gewohnten Umfeld entrissen und auf dem Weg erwachsen wird. Sie wollen auf der Krim eine neue Heimat aufbauen, in der alles genauso sein wird wie daheim, nur besser. Sie schaffen es anfangs, aber auf die Dauer ist es eine Utopie. Man kann nicht weggehen und derselbe bleiben, wir verändern uns schon, wenn wir von einer Bergwanderung nach Hause kommen.

Schreibe einen Kommentar